Ich bin seit Jahren auf der Suche nach DER Waffenpflege.
Mittlerweile glaub ich, es gibt sie einfach nicht.
Was mir aber auffällt ist, wie es auch pointi schon angesprochen hat, dass Viele bei LW erheblich mehr pflegen als bei KW.
Warum ist das so?
Na ja.
Einige reinigen Ihre Waffen so gut wie gar nie und schiessen deswegen auch nicht schlechter.
Andere reinigen ständig, werden deswegen von den Ersteren belächelt, und schiessen genauso gut.
Jeder nach seiner Facon.
Ob regelmäßige Pflege dazu beiträgt das Leben einer Waffe zu verlängern bejahe ich jetzt mal ganz keck.
Einfach aus der Überzeugung heraus, das die Rückstände (Tombak, Schmauch, Dreck) in engen Passungen eine "Schmirgelpapier-Wirkung" erzielen und dadurch die Abnutzung erheblich erhöhen können.
Aber auch hier wird es wieder Einige geben, die das als "Schmäh" abtun werden und als unnötig bezeichen (bevorzugt Glock-Besitzer

).
Grundsätzlich sollte man unterscheiden zwischen Reinigung, Pflege und Konservierung.
Warum?
Ganz einfach, weil dafür um ein optimales Ergebnis zu erzielen jeweils unterschiedliche Mittel und Verfahren angewandt werden sollten.
Aber egal jetzt, ich werde jetzt mal das wiedergeben was sich bei mir nach jahrelangem Auseinandersetzen mit dem Thema so herauskristallisiert hat.
Laufreinigung:
Hier treten andere Belastungen auf, als am Rest der Waffe.
Vor allem gibt es hier extreme Drücke, Reibung und Hitze.
Zudem "prägen" sich hier Geschossablagerungen ein, was bei Nichtpflege - vereinfacht ausgedrückt - erheblich zur Alterung des Laufes beiträgt.
Um möglichst lange Freude am Lauf zu haben sollte hier also auf jeden Fall besondere Aufmerksamkeit zum Tragen kommen.
Wird mit Blei geschossen, gibt es spezielle Bleientferner (z.B. von Wolf und andere).
Aber ohne gründliche mechanische Bearbeitung geht bei Blei gar nichts, zumindest nicht wenn man einen blanken Lauf haben möchte.
Ob man verbleite Läufe nun blank putzen soll ist wieder eine Glaubensfrage.
Ein entbleiter Lauf muss erst wieder verbleit werden um enge Streukreise zu erzielen.
Jedoch sind die Experten der Meinung, dass sich zwischen Ablagerung und Lauf Kondenswasser sammeln kann und der Lauf dann eben an dieser Stelle schneller rostet.
Will man also der Lehrmeinung folgen, sollte man ab und an alle Ablagerungen aus dem Lauf entfernen und diesen mit einem Ölfilm versehen.
Wie oft dies geschehen muss?
Da sind wir wieder bei den Glaubensfragen angelangt.
Bei verkupferten Geschossen sollte man zur Reinigung ein Solvent hernehmen.
Hoppe wurde bereits genannt, dann gibt es noch Shooter´s Choice, Barne´s und Andere.
Ab und an wird geraten, nach der gründlichen Reinigung, den Lauf zu polieren.
Keine Angst, hier wird nichts abgetragen sondern es soll geglättet werden - ähnlich dem Läppen in der Metallbearbeitung.
Produkte sind JB´s Bore Paste, VfG-Past oder die Gold-Medallion-Paste.
ICH mache Letzteres einmal im Jahr mit allen meinen Waffen mit denen ich geschossen habe, meistens - so wie jetzt - um den Jahreswechsel.
Am Ende der Reinigung, also nach dem Trockenwischen, ziehe ich den Lauf noch einmal mit etwas Solvent durch.
Das lasse ich bis ich auf dem Schießstand bin drinne und ziehe erst unmittelbar vor dem Schiessen mit einer Boresnake zweimal trocken durch.
Man wird den Lauf nie ganz trocken kriegen und deshalb wird der erste (und auch der zweite) Schuss dann gerne als "Ölschuss" bezeichnet (veränderte Trefferlage, also nicht erschrecken).
"Werkzeug":
Putzstöcke nehme ich nur noch von Dewey.
Die Qualität hat mich überzeugt (andere fliegen schon mal gerne auseinander).
Der Mehrpreis in der Anschaffung macht sich aus meiner Sicht bezahlt.
Kupferbürsten sind teurer aber weicher und sollen den Lauf mehr schonen als Bronzebürsten.
Ich denke, dass der Laufstahl in jedem Fall härter ist als beide Materialien und es ja darum geht den Dreck mechanisch zu lösen und nicht den Lauf "aufzurauhen".
Für mich also ein Märchen, ich benutze Bronzebürsten.
Ob Patches oder Lauffilze, wieder eine Glaubensfrage.
Ich hab mich für Lauffilze entschieden (z.B. von VfG).
Sie sind zwar etwas teurer, aber wenn ich mit Patches reinige und dann anschließend einen Filz durchjage ist der immer noch dreckig.
Umgekehrt hab ich das noch nie geschafft.
Waffenpflege:
Ich habe zwei CZ-Pistolen, die ich parallel mit unterschiedlichen "Schmiermitteln" getestet habe und so immer direkt vergleichen konnte.
Das von Vielen so hochgelobte Breakfree kommt bei mir nie wieder an eine Waffe.
Ich vermute dessen Ruf rührt daher, dass das US-Militär es sehr lange als Universalmittel verwendet hat.
Man muss sich aber einmal vor Augen führen, welche Anforderungen das Militär an ein Pflegemittel hat und welche ein Sportschütze für seine Schätzchen.
Breakfree ist universell.
Da es ein Trockenschmiermittel ist bindet es nicht oder nur sehr wenig neuen Schmutz.
Die Einsätze finden vermehrt in staubigen sandigen Gegenden statt.
Man nehme ein Stück Metall und lege es trocken in Sand.
Anschließend mache man das Gleiche mit einem öligen Stück Metall - alle Fragen beantwortet.
Außerdem erleichtert es die Reinigung der Waffe, da Schmutz nicht allzusehr anhaftet.
Darüber hinaus müssen die Waffen beim Militär schlicht funktionieren.
Was kaputt ist wird meist weggeschmissen (in Friedenszeiten auch mal ausgetauscht

)
So war ja auch lange Zeit im deutschen Militär Balistol das Maß aller Dinge, ein richtiges Wunderöl.
Wer es aber mit anderen vergleicht, lässt sehr schnell die Finger davon.
Die Schmierwirkung von Breakfree beurteile ich jedoch als sehr schlecht.
Schlechter als bei allen anderen Schmiermitteln die ich getestet habe, außer z.B. bei WD40, Caramba etc.
Die letztgenannten sehr "wässrigen" Pflegeöle haben eine brauchbare Reinigungswirkung, sind aber hochflüchtig und schon nach wenigen Tagen ist von einer anfänglich sehr guten Schmierwirkung nicht mehr viel übrig.
Beim Repetieren der Pistolenverschlüsse hat man aber mit Breakfree mehr Kraft gebraucht und die Geräuschentwicklung (knirschen, quietschen) war entsprechend.
Wie gesagt kann ich den Hype um dieses Mittel überhaupt nicht nachvollziehen, Breakfree ist in meinen Augen ein Nogo.
Motorenöle hingegen eignen sich aus meiner Sicht hervorragend und habe ich seit langem im Gebrauch.
Hier ist vor allem bei "echten" Sportwaffen mit engen Passungen auf eine möglichst niedrige Viskosität (z.B. 0-W30) zu achten um auch in den engsten Schlüpfen noch eine Schmierung und keine "Abstreifung" zu erhalten.
Momentan teste ich Flunatec GunCoat (Gebrauchsanleitung beachten!) und bin nach einem halben Jahr immer noch sehr angetan davon.
Die Waffe lässt sich sehr viel leichter reinigen, die Schmierwirkung ist sehr gut und ein Schützenbruder von mir (mehrfacher deutscher Meister mit dem Selbstlader) behauptet, dass er mit seinem KK-Gewehr seit der Verwendung von Flunatec (im Lauf!) engere Streugruppen fabriziert.
Dies kann ich nun nicht so nachvollziehen, was aber wohl eher an meinen Streukreisen liegt.
Gegen Flunatec (contra Motoröl) spricht aber der Preis.
Außerdem hab ich immer (genau wie bei Breakfree) eine Unsicherheit darin, wann ich wieder "nachschmieren" muss. Da es sich um Trockenschmiermittel handelt ist es anders wie beim "nassen" Öl für mich nur schwer bis gar nicht erkennbar wann das Mittel "verflogen" ist.
Ich nehme nie für mich in Anspruch alles zu wissen - und das dann noch besser als Andere!
Deswegen bitte ich darum meine Aussagen hier als Beitrag zur Diskussion zu betrachten und bin für weitere Erfahrungen und Tipps stets sehr dankbar.
Grüße in die Runde,
J.

"Der Euro muss platzen, sonst finden wir uns in einem sozialistischen Zwangssystem wieder."
(Prof. Max Otte)