da es im Internet jede Menge Youtube Filme über Glühgeräte gibt, ich jedoch noch nirgends einen Erfahrungsbericht finden konnte möchte an dieser Steller mal mein selbstgemachtes Glühgerät vorstellen und meine Erfahrungen damit mit euch teilen.
Gebaut habe ich es aus drei Gründen: Einerseits um die Lebensdauer der aufwendig selbst gefertigten Hülsen zu verlängern und natürlich um die Präzision noch ein wenig zu steigern, vor allem bei bereits mehrfach abgeschossenen Hülsen. Und drittens: Langeweile im vorigen Winter

Das Ganze ist zwar noch ein Prototyp, bis auf einige Details funktioniert es jedoch schon ganz ansehnlich.


Das Ganze besteht aus einem Rahmen aus Edelstahl, dem Brenner samt Gasflasche, Rollen aus Aluminium, einem Getriebe sowie der Elektrik zum Steuern der Drehzahl. Als Auffangbehälter nutze ich eine alte Kuchenform, hier nicht im Bild. Zudem wurde auf darauf geachtet möglichst schnell verfügbare Katalogware zu verbauen und so wenig wie möglich angefertigte Teile.
Die Hülse wird aus dem Bunker oben entnommen und auf die untere Rolle gelegt wo sie der Flamme ausgesetzt ist und gleichzeitig durch die Rolle gleichmäßig gedreht wird. Nach einer Umdrehung der Unteren Rolle wird die Hülse entnommen und in den Auffangbehälter geworfen.
Fassungsvermögen des Bunkers ca. 150 Stk. .308
Konzipiert ist das Gerät für Hülsen bis .338, lässt sich jedoch ohne großen Aufwand auch auf noch größere Kaliber anpassen.
Für die verschiedenen Hülsendurchmesser gibts jeweils dazupassende Rollen.
Die Glühdauer lässt sich stufenlos von ca. 2-10 Sekunden variieren.
Sobald die benötigte Glühzeit ermittelt ist sind 50 Stk. .308 Hülsen in weniger als 5 Minuten geglüht, mitsamt Vorbereitung.
Nun zum Eingentlichen Glühen:
Das übliche Hülsenmaterial wird bei ca. 200-300°C entspannt und bei ca. 450°C - 680°C Weichgeglüht.
In vielen Videos wird die Materialtemp. anhand der Anlauffarben beurteilt. Das ist meiner Meinung allerdings so nicht möglich da bei Messing die Verfärbungen je nach Oberflächenbeschaffenheit variieren. Polierte Hülsen bekommen auch nach 10 Sekunden in der Flamme (fast) keine Anlauffarben, noch leicht verschmauchte Hülsen verfärben sich schon nach weniger als 2 Sekunden.
Zur Beurteilung der Temperatur verwende ich temperaturempfindlichen Lack. Dieser verfärbt sich sobald die gewünschte Temp. erreicht ist. Hier verwende ich Lack der bei 450° reagiert. Damit habe ich bis jetzt gute Ergebnisse erzielt. Unbedingt vermieden werden sollte eine Temp. von über 850°C da darüber das Zink beginnt zu verdampfen und die Materialeigenschaften negativ beeinflusst. Wobei ich mir nicht sicher bin ob diese Temperaturen mit dem Gerät überhaupt erreicht werden können. Habs noch nicht versucht.
Die Präzision bei mehrfach abgefeuerten Hülsen bleibt dadurch auf dem Niveau neuer Hülsen. Zur Lebensdauer kann ich noch nicht so recht eine Aussage treffen da ich die Hülsen erst 8 mal abgefeuert habe.
Geglüht habe ich sowohl fertig kalibrierte Hülsen wie auch abgeschossene, konnte jedoch keinen Unterschied feststellen.

Würde mich auch über weitere Erfahrungen von anderen Nutzern hier zu diesem Thema freuen. Vor allem wie und wie oft ihr glüht.
mfg
Mario