Home made Phosphat Beschichten
Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 22:30
Hatte grad etwas Zeit um ein Projekt zu starten das mich schon länger interessierte, Phosphatieren im McGyver Selfmade style…..
Da traff es sich grad recht das mir eine gebrauchte Kompaktpistole recht günstig unter kam an der man sich ja austoben könnt
Versuchskaninchen:
Eine Tanfoglio Combat Baby aus den frühen ´80igern in gebrauchtem aber sonst gutem Zustand an der einer der (vermutlich mehreren) Vorbesitzen mal mit reichlich Kaltbrünierung versuchte nach zu schwärzen….mit mäßigem Erfolg…alles fleckig
Zerlegearbeit:
Nach ein wenig drücken, zieh´n, fluchen, davon gesprungene Kleinteile wiederfinden und Beantwortung zweier ach so wichtiger Telefonanrufe ward auch die kleine Tanfo recht flott in alle Teile zerlegt
Jetzt konnte mit der Entfernung der vorhandenen Brünierung begonnen werden.
Badesaison:
Als erstes wurden die Teile mit einem Universalreiniger und heißem Wasser vorgereinigt, man glaubt gar nicht was sich da so in den Jahren für Schmodder in den Ritzen festsetzt …
Als nächstes folgte das Endbrünierbad mit Zitronensäure…jawohl, hundsgewöhnliche Zitronensäure wie sie Mutti zum Marmelladekochen verwendet.
Dazu wird eine gesättigte Lösung angerührt, also so lange Säurepulver in kaltes Wasser einrühren bis sich die Kristalle nicht mehr lösen.
Nachtrag: Ich setzte die gesättigte Lösung mit 1 liter (Leitungs)Wasser an und streckte nach erreichen des Sättigungspunktes mit noch einmal 1 liter.
Und ab jetzt wird’s hässlich …wer Fotos von vor sich hin rostenden Waffenteilen nicht sehen kann und womöglich Alpträume davon bekommt bitte nicht mehr weiterlesen…
Nun werden die Metallteile in das vorbereitete Bad gelegt.
Der „Endrostungsvorgang“ läuft hierbei sehr langsam ab, dauerte etwa 8 stunden…
Hier nach 2 stunden… es bildeten sich eine erste "End-Rostschicht" an den Teilen
Nach 6 stunden…
Nach 8 Stunden wurden die Teile heiß gespült und abgetrocknet.
Teilweise war noch ein leichter, schwarzer Film auf dem Metall welcher mit dem abspülen sich gelöst hat, darunter erkennt man eine graue, fleckige, leicht rauhe Oberfläche.
Putza bisda glänzda:
Um eine saubere, glatte Oberfläche zu erhalten habe ich die Metallteile mit meinem Dremel und Stahlbürstenaufsätze abgeschrubbelt
und anschließend mit feiner 000 Stahlwolle poliert
Blanke Oberflächen...
Für´s Auge was:
Als kleinen, dekorativen Akzent wollte ich noch das Abzugszüngel und den Lauf mattieren.
So kam der schon aus meinem Sharpsprojekt bekannte AirEraser Minisandstrahler zum Einsatz.
Als Strahlmittel verwendete ich Aluminiumoxyd. Bei 3 bar Druck und fein gestellter Strahmittelmenge bekamen die beiden Elemente eine sehr feine Mattierung welche im Anschluss geölt wurde.
Jetzt wird´s heiß:
Achtung! Ab hier wird mit starker Säure hantiert, unbedingt auf Eigenschutz achten, Schutzbrille, Handschuhe und Maske sollten hierbei selbstverständlich sein. Alle gezeigten Zutaten wurden in Österreich im freien Handel ohne Auflagen erworben, zu finden bei Händler für Restaurations und Töpfreibedarf.
Was braucht man? Im Internet findet man zu Thema selbst Phosphatieren (oder neudeutsch „Self Parkerizing) allerlei Rezepturen die im Grunde aus Phosphorsäure (85%), Wasser (bevorzugterweise destiliert-wegen möglicher Kalkflecken bei Leitungswasser), Manganoxyd und Stahlwolle bestehen.
Das ganze Gebräu wird in einem Nirostagefäß erhitz (wenn man sich es nicht mit der Generalität vertun will nicht das beste Geschirr von Mutti ), ich verwendete hier als Kochstelle meinen treuen, 3 flammigen Chinamann Gasgriller. Zusätzlich noch ein vorwärm-neutralisierbad ebenfalls mit destiliertem Waser gefüllt- wird gebraucht um die Metallteile auf Temperatur zu bringen und im anschluß die Säure auszukochen.
So, jetzt geht’s los…als erst mal das Wasser für die Säure abmengen, in meinem Fall 2000ml,
und langsam auf Temperatur bringen, Phosphorsäure abmessen-verwendete hier 100ml
- und langsam dem Wasser beimengen, jetzt weiter langsam erhitzen aber nicht zum Kochen bringen. Wenn ma dann so um die 80-90°C (95°C wären ideal) haben, wird ein Stück Stahlwolle-diese unbedingt vorher entfetten!- hab ein Stück mit 5 Gramm verwendet, in die Säuremischung geben…warum man da jetzt Stahlwolle beigibt ist mir etwas unverständlich, stand jedenfalls bei einem Großteil der im Net zu findenten Rezepturen…vielleicht weis ja ein Chemiker hier warum .
Das ganze fängt dann an zu Blubbern und zu Sprudeln. Achtung! Hierbei entstehende Dämpfe nicht einatmen! Alles etwa 10 Minuten langsam vor sich hin Köcheln lassen.
In der Zwischenzeit kümmern wir uns um die Metallteile, diese werden jetzt entfettet. Ich benutze dazu reichlich Isopropanol Alkohol.
Um die Waffenteile im Topf schwebend einzulegen hab ich Draht um Holzstäbchen gewickelt und diesen an den Teilen so befestigt das diese in die Mitte der Lösung gehängt werden konnten.
Ist das erledigt kommen die zu Phosphatierenden Teile ins Anwärmbad bei etwa 70°C um das Material auf Temperatur zu bringen
Jetzt ist es an der Zeit das Manganoxy der Lösung bei zu mengen. Da ich keine dunkelschwarze Beschichtung sondern eher so was in Richtung Graphitgrau wollte nahm ich lediglich einen Teelöffel von dem Zeug…, tiefschwarze Wummen gibt’s eh zu Hauf am stand
Das Süppchen verfärbt sich dann auf Braun,
jetzt is es richtig um Baden. Noch kurz die Temperatur kontrolliert (sollte über die Dauer des Phosphatiervorganges idealerweise bei 90-95°C liegen)
und schon wandern die Waffenteile brodelnt in die Brühe
Für diejenigen die sich jetzt über die Teekugel da rechts in der Ecke vom Vorwärmbad wundern- da sind die ganzen Kleinteile drin . Für so was ist so´n Dingelchen ideal, da braucht man sich nicht abmühen und das ganze Fuzzelzeuchs einzel auf zu Draht wickeln und dann womöglich in der Suppe zu verlieren.
Die Zeit wird’s zeigen:
Nach guten 20 Minuten
ist die Garstufe „gut durch“ erreicht und wir können die Teile wieder aus-der nun deutlich aufgehellten- Lösung nehmen, vorher noch schaun das das Auswaschbad warm genug ist.
Mit kurzem Aufschäumen geht’s ab ins Wasser.
Ein paar Minuten der Endspannung später die Teile gut abtrocken und anschließend einölen.
Und jetzt nicht schrecken! die eben eingeölte, schwarzbraune Schicht löst sich bereits durchs Abwischen vom überschüssigen Öl- dachte im ersten Moment „shit“ die ganze Arbeit voll fürn Hugo… , nach vorsichtigem Polieren mit 000er Stahlwolle zeigte sich aber dann eine schön matte, sehr griffige, dunkelgraue Phosphatschicht die nach und nach zum Vorschein kam.- Bhuuu, Schwein gehabt..
Nachdem die Pistole wieder zusammengebaut wurde (etliche Flucher über davonspringende Splinde und Federn inklusive) zeigte sich jetzt ein tolles Gesamtbild in dem die mattierten Elemente schön zur Geltung kommen.
Vorher-Nachher im Vergleich
Die Beschichtung ist sehr stabil und widerstandsfähig geworden, man spürt die leicht angerauhte Oberfläche-ist sehr Griffig. Die Kimme ist angenehm Reflektionsfrei . Interessanterweise ist der Verschlussfang schön schwarz geworden, passt sehr gut dazu.
As nächstes werden noch die Griffschalen überarbeitet.
Mein Fazit:
Für das erste mal bin ich mit meinem McGyver Projekt mehr als zufrieden, die Beschichtung hätte noch ein wenig dunkler ausfallen können-na ja, bei einem Teelöffel Manganpulver auf über 2 Liter Lösung, beim nächsten mal mehr-ist aber um einiges dünkler als am Probestück mit reiner Lösung.
Auch ausschlaggebend ist die Art des Materials, sieht man sehr gut an den Gussteilen der Pistole, Kimme, Schlittenfanghebel und teile des Hammers sind Tiefschwarz geworden.
Für mich auf jeden Fall eine spannende Sache die sicher nicht das letzte mal gemacht wurde.
Da traff es sich grad recht das mir eine gebrauchte Kompaktpistole recht günstig unter kam an der man sich ja austoben könnt
Versuchskaninchen:
Eine Tanfoglio Combat Baby aus den frühen ´80igern in gebrauchtem aber sonst gutem Zustand an der einer der (vermutlich mehreren) Vorbesitzen mal mit reichlich Kaltbrünierung versuchte nach zu schwärzen….mit mäßigem Erfolg…alles fleckig
Zerlegearbeit:
Nach ein wenig drücken, zieh´n, fluchen, davon gesprungene Kleinteile wiederfinden und Beantwortung zweier ach so wichtiger Telefonanrufe ward auch die kleine Tanfo recht flott in alle Teile zerlegt
Jetzt konnte mit der Entfernung der vorhandenen Brünierung begonnen werden.
Badesaison:
Als erstes wurden die Teile mit einem Universalreiniger und heißem Wasser vorgereinigt, man glaubt gar nicht was sich da so in den Jahren für Schmodder in den Ritzen festsetzt …
Als nächstes folgte das Endbrünierbad mit Zitronensäure…jawohl, hundsgewöhnliche Zitronensäure wie sie Mutti zum Marmelladekochen verwendet.
Dazu wird eine gesättigte Lösung angerührt, also so lange Säurepulver in kaltes Wasser einrühren bis sich die Kristalle nicht mehr lösen.
Nachtrag: Ich setzte die gesättigte Lösung mit 1 liter (Leitungs)Wasser an und streckte nach erreichen des Sättigungspunktes mit noch einmal 1 liter.
Und ab jetzt wird’s hässlich …wer Fotos von vor sich hin rostenden Waffenteilen nicht sehen kann und womöglich Alpträume davon bekommt bitte nicht mehr weiterlesen…
Nun werden die Metallteile in das vorbereitete Bad gelegt.
Der „Endrostungsvorgang“ läuft hierbei sehr langsam ab, dauerte etwa 8 stunden…
Hier nach 2 stunden… es bildeten sich eine erste "End-Rostschicht" an den Teilen
Nach 6 stunden…
Nach 8 Stunden wurden die Teile heiß gespült und abgetrocknet.
Teilweise war noch ein leichter, schwarzer Film auf dem Metall welcher mit dem abspülen sich gelöst hat, darunter erkennt man eine graue, fleckige, leicht rauhe Oberfläche.
Putza bisda glänzda:
Um eine saubere, glatte Oberfläche zu erhalten habe ich die Metallteile mit meinem Dremel und Stahlbürstenaufsätze abgeschrubbelt
und anschließend mit feiner 000 Stahlwolle poliert
Blanke Oberflächen...
Für´s Auge was:
Als kleinen, dekorativen Akzent wollte ich noch das Abzugszüngel und den Lauf mattieren.
So kam der schon aus meinem Sharpsprojekt bekannte AirEraser Minisandstrahler zum Einsatz.
Als Strahlmittel verwendete ich Aluminiumoxyd. Bei 3 bar Druck und fein gestellter Strahmittelmenge bekamen die beiden Elemente eine sehr feine Mattierung welche im Anschluss geölt wurde.
Jetzt wird´s heiß:
Achtung! Ab hier wird mit starker Säure hantiert, unbedingt auf Eigenschutz achten, Schutzbrille, Handschuhe und Maske sollten hierbei selbstverständlich sein. Alle gezeigten Zutaten wurden in Österreich im freien Handel ohne Auflagen erworben, zu finden bei Händler für Restaurations und Töpfreibedarf.
Was braucht man? Im Internet findet man zu Thema selbst Phosphatieren (oder neudeutsch „Self Parkerizing) allerlei Rezepturen die im Grunde aus Phosphorsäure (85%), Wasser (bevorzugterweise destiliert-wegen möglicher Kalkflecken bei Leitungswasser), Manganoxyd und Stahlwolle bestehen.
Das ganze Gebräu wird in einem Nirostagefäß erhitz (wenn man sich es nicht mit der Generalität vertun will nicht das beste Geschirr von Mutti ), ich verwendete hier als Kochstelle meinen treuen, 3 flammigen Chinamann Gasgriller. Zusätzlich noch ein vorwärm-neutralisierbad ebenfalls mit destiliertem Waser gefüllt- wird gebraucht um die Metallteile auf Temperatur zu bringen und im anschluß die Säure auszukochen.
So, jetzt geht’s los…als erst mal das Wasser für die Säure abmengen, in meinem Fall 2000ml,
und langsam auf Temperatur bringen, Phosphorsäure abmessen-verwendete hier 100ml
- und langsam dem Wasser beimengen, jetzt weiter langsam erhitzen aber nicht zum Kochen bringen. Wenn ma dann so um die 80-90°C (95°C wären ideal) haben, wird ein Stück Stahlwolle-diese unbedingt vorher entfetten!- hab ein Stück mit 5 Gramm verwendet, in die Säuremischung geben…warum man da jetzt Stahlwolle beigibt ist mir etwas unverständlich, stand jedenfalls bei einem Großteil der im Net zu findenten Rezepturen…vielleicht weis ja ein Chemiker hier warum .
Das ganze fängt dann an zu Blubbern und zu Sprudeln. Achtung! Hierbei entstehende Dämpfe nicht einatmen! Alles etwa 10 Minuten langsam vor sich hin Köcheln lassen.
In der Zwischenzeit kümmern wir uns um die Metallteile, diese werden jetzt entfettet. Ich benutze dazu reichlich Isopropanol Alkohol.
Um die Waffenteile im Topf schwebend einzulegen hab ich Draht um Holzstäbchen gewickelt und diesen an den Teilen so befestigt das diese in die Mitte der Lösung gehängt werden konnten.
Ist das erledigt kommen die zu Phosphatierenden Teile ins Anwärmbad bei etwa 70°C um das Material auf Temperatur zu bringen
Jetzt ist es an der Zeit das Manganoxy der Lösung bei zu mengen. Da ich keine dunkelschwarze Beschichtung sondern eher so was in Richtung Graphitgrau wollte nahm ich lediglich einen Teelöffel von dem Zeug…, tiefschwarze Wummen gibt’s eh zu Hauf am stand
Das Süppchen verfärbt sich dann auf Braun,
jetzt is es richtig um Baden. Noch kurz die Temperatur kontrolliert (sollte über die Dauer des Phosphatiervorganges idealerweise bei 90-95°C liegen)
und schon wandern die Waffenteile brodelnt in die Brühe
Für diejenigen die sich jetzt über die Teekugel da rechts in der Ecke vom Vorwärmbad wundern- da sind die ganzen Kleinteile drin . Für so was ist so´n Dingelchen ideal, da braucht man sich nicht abmühen und das ganze Fuzzelzeuchs einzel auf zu Draht wickeln und dann womöglich in der Suppe zu verlieren.
Die Zeit wird’s zeigen:
Nach guten 20 Minuten
ist die Garstufe „gut durch“ erreicht und wir können die Teile wieder aus-der nun deutlich aufgehellten- Lösung nehmen, vorher noch schaun das das Auswaschbad warm genug ist.
Mit kurzem Aufschäumen geht’s ab ins Wasser.
Ein paar Minuten der Endspannung später die Teile gut abtrocken und anschließend einölen.
Und jetzt nicht schrecken! die eben eingeölte, schwarzbraune Schicht löst sich bereits durchs Abwischen vom überschüssigen Öl- dachte im ersten Moment „shit“ die ganze Arbeit voll fürn Hugo… , nach vorsichtigem Polieren mit 000er Stahlwolle zeigte sich aber dann eine schön matte, sehr griffige, dunkelgraue Phosphatschicht die nach und nach zum Vorschein kam.- Bhuuu, Schwein gehabt..
Nachdem die Pistole wieder zusammengebaut wurde (etliche Flucher über davonspringende Splinde und Federn inklusive) zeigte sich jetzt ein tolles Gesamtbild in dem die mattierten Elemente schön zur Geltung kommen.
Vorher-Nachher im Vergleich
Die Beschichtung ist sehr stabil und widerstandsfähig geworden, man spürt die leicht angerauhte Oberfläche-ist sehr Griffig. Die Kimme ist angenehm Reflektionsfrei . Interessanterweise ist der Verschlussfang schön schwarz geworden, passt sehr gut dazu.
As nächstes werden noch die Griffschalen überarbeitet.
Mein Fazit:
Für das erste mal bin ich mit meinem McGyver Projekt mehr als zufrieden, die Beschichtung hätte noch ein wenig dunkler ausfallen können-na ja, bei einem Teelöffel Manganpulver auf über 2 Liter Lösung, beim nächsten mal mehr-ist aber um einiges dünkler als am Probestück mit reiner Lösung.
Auch ausschlaggebend ist die Art des Materials, sieht man sehr gut an den Gussteilen der Pistole, Kimme, Schlittenfanghebel und teile des Hammers sind Tiefschwarz geworden.
Für mich auf jeden Fall eine spannende Sache die sicher nicht das letzte mal gemacht wurde.