Lange Zeit habe ich die HSGI Taco Pouches geschmäht - in den US-Foren hat es einen regelrechten Hype um diese Magazinstaschen gegeben und Video Reviews von 200kg schweren AK-schwingenden Rednecks haben auch nicht gerade meine Zuversicht gestärkt, dass die Taschen mehr können als nur gerade "tacticool" und in zu sein.
Das Problem
Mit der Anschaffung einer OA10 kam folgendes Problem auf: Wie bringe ich die Magazine unter, wenn mich meine masochistische Ader überkommt (was sie meistens tut) und ich damit bei dynamischen Wettbewerben (IPSC, Multigun) teilnehmen möchte? Ein ähnliches Problem hatte ich bereits mit der SIG550, da die Magazine nicht ohne weiteres in M16-Magazinstaschen passen, wie ich sie auf meiner Chest Rig für die Bewerbe nutze, die ich mit der O15 schieße. Das habe ich mit einem modifizierten Blackhawk 3er-Panel gelöst, das bei Bedarf vor die M16-Single-Pouches montiert wird - nicht elegant, aber eine Lösung.
Das Prinzip
Bei der Suche nach Magazinstaschen für die .308 PMAGs fürs OA10, die ich auf ähnliche Weise anbringen wollte, bin ich auf die HSGI Taco Pouches gestoßen. Der US-Hersteller verspricht, das so gut wie alle Gewehr-Magazine passen. Möglich ist dies, da die Taschen nicht zwei zusammengenähte Stofffetzen sind, sondern zwei Stofffetzen, die mit einer elastischen Schnur zusammengehalten werden. Die Länge der Schnur ist mit einem Kordelstopper schnell verstellbar. Je mehr Schnur man der Magazinstasche gibt, desto größer wird sie und desto mehr Platz haben die Magazine.
Seit dem Erscheinen der Tacos sind mehrere Varianten verfügbar geworden. Ich habe mich für die X2R Tacos entschieden, die Platz für zwei Gewehr-Magazine haben. Bei den .308er Magazinen sind nur 20 Schuss drin, da braucht man die Extra-Magazine am Mann
Als Backup, sprich für die Bewerbe bei denen die Chest Rig verboten ist, habe ich noch zwei X2R/P Tacos (2x Gewehr plus einmal Pistole) mit Gürteladaptern genommen, die dann auf dem Pistolengürtel kommen. HSGI schickt direkt nach Österreich, der Versand ist, wie üblich, teuer. 48USD für 5 Taschen und zwei Gürteladapter (http://www.hsgi.us).
Die Anpassung
Bevor man die Taschen an seinem Chest Rig oder anderen Molle-Systemen anbringt, sollte man sie für die Größe der Magazine anpassen. Zwar ist dies auch nachher noch möglich, vorher tut man sich aber leichter. Um Platz beim Transport zu sparen, sind die Taschen nämlich auf die engste Stufe eingestellt. Also Kordelstopper runterziehen und dann kräftig die Taschen mit zwei Händen spreizen. Befindet sich die Tasche hier schon auf der Chest Rig, fällt dies deutlich schwerer.
Nach dem ersten Einstellen der Größe fällt es später deutlich leichter die Größe der Taschen zu ändern, auch wenn diese bereits montiert sind.
Die Montage
Von diversen Reviews war ich schon vorgewarnt, dass die Montage der Tacos nicht besonders leicht sein soll. Der Grund: Durch die Schnur, die in den Schlaufen verläuft, die auch für Montage am Molle-System genutzt werden, haben die mitgelieferten Speedclips weniger Platz als üblich. Der Trick: Mit einer Spitzzange die Schlaufen an der Rückseite der Magazinstasche spreizen und die Zange danach verwenden, um die Speedclips durch die Schlaufen zu ziehen.
Die Taschen brauchen, wie für Molle-Magazinstaschen üblich, zwei vertikale Reihen nebeneinander. Theoretisch reicht die Länge der Speedclips um drei horizontale Reihen des Molle-Systems zu durchlaufen. Praktisch bricht man sich beim Versuch die Finger. Um Nerven, Zeit und Material zu schonen, habe ich nur zwei horzintale Reihen gefädelt - die Magazinstaschen halten trotzdem und schwingen beim Laufen kaum in der Y-Achse.
Die Montage am Gürtel-Adapter war deutlich einfacher, da dessen Plastik-Clips schneller zum einfedeln sind, als die Molle-Speedclips. Der Gürtel-Adapter kommt mit zwei Stoppern, um ihn auf die Breite des Gürtels anzupassen. Ohne Stopper passt er auch auf die breiten Blackhawk- und Safariland-Gürtel.
Die Vielfalt
Ich war mehr als skeptisch. Selbst in der nahezu größten Einstellung, schauen die Taschen zu klein aus. Da sie aber eben elastisch sind, passen die OA10-Magazine problemlos rein. Dasselbe gilt für AK47- und SIG550-Magazine. M16-Magazine passen natürlich auch, aber dazu braucht man keine verstellbaren Taco-Pouches
Sogar MP5-Magazine werden verlässlich in den Taschen gehalten. Das ist der elastischen Schnur zu verdanken, die den entsprechenden Druck aufrecht erhält, damit die Magazine sich beim Laufen nicht selbstständig machen. Laufen, springen und starkes schütteln der Chest Rig konnte keines der oben genannten Magazine dazu bewegen, die Taschen zu verlassen. Auch wenn nur ein Magazin in der Doppeltasche steckt, wird der Druck durch die Schnur aufrecht zu erhalten und das Magazin fällt nicht heraus. In der Einstellung, die für mich angenehm für die OA10- und SIG-Magazine ist, sitzen die normalen M16-Magazine etwas lockerer. Meiner Meinung nach aber immer noch fest genug, solange man nicht durch den Dreck robbt. Aber wenn man auf Nummer sicher gehen will, zieht man die Taco-Pouches einfach wieder enger.
Update:
AUG-Z/STG77 Magazine passen ebenfalls problemlos, flutschen besser als die SIG550-Magazine. Die kurzen 20-Schuss AR15-Magazine sind ziemlich tief in den Taschen. Ohne Magpul ist das schnelle Rausziehen kaum möglich.
TMP und AUG-Z 9mm Magazine passen auch und halten einzeln (ein Magazin pro Fach) gut, wenn man die Taschen in etwa auf AR15-Magazin-Level zusammenzieht. Bei AR10/OA10-Größeneinstellungen fallen sie zwar nicht von alleine raus, sitzen aber etwas zu locker für mein persönliches Empfinden. TMP und AUG-Z 9mm passen auch zu je zwei Magazinen pro Fach in die Taschen, wodurch man in die doppelten Tacos 4 Magazine rein kriegt. Da sie aber relativ eng beisammen liegen, ist das schnelle Rausziehen eines Magazins nicht optimal.
Das Ziehen und Verstauen
Durch den beständigen Druck der elastischen Schnur ist es etwas schwieriger als bei normalen Magazintaschen, die Magazine in den Taco-Pouches zu verstauen. Damit dies leichter ist, gibt es kleine Schlaufen, um mit einer Hand die Magazintasche zu dehnen und mit der anderen das Magazin reinzustecken. Das Rausziehen der Magazine ist hingegen problemlos möglich. Die Taschen sind flach genug, dass man auch 20-Schuss .223-Magazine hinausziehen kann. Auch die SIG550-Magazine, deren Koppelnippel bei vielen Taschen an der Innenseite hängenbleben können, lassen sich problemlos aus den Taco-Pouches ziehen.
Die Befürchtung, dann die Taco-Pouches auf der Chest Rig nicht nebeneinander passen, weil die Plastik-Seitenwände bei eingesteckten OA10-Magazinen gegeneinander drücken könnten, hat sich nicht bewahrheitet. Sechs OA10-Magazine können problemlos gleichzeitig mit dem abgebildeten Setup mitgeführt werden.
Auch die Pistolenmagazine bei den X2R/P sind gut rausziehbar, aber noch eine Stufe strenger reinzustecken als die Gewehrmagazine. Getestet habe ich es mit den sehr breiten FiveSeven-Magazinen und H&K Mark 23-Magazinen (.45 Double Stacker). Wenn sogar das FiveSeven-Magazin passt, sollten so ziemlich alle Pistolenmagazine passen.
Erster Eindruck
Da ich die Taco Pouches bisher nur "trocken" und nicht bei einem Bewerb getestet habe, gibt es kein Fazit, sondern nur einen ersten Eindruck. Dieser ist durchaus positiv - die Taco Pouches scheinen ihr Geld wert zu sein. Die größte Stärke ist auch die größte Schwachstelle: die elastische Schnur. Diese könnte irgendwann ausleiern oder reissen. HSGI bietet Ersatz-Schnüre an. Durch die offene Bauweise sind die Taschen auch nich unbedingt für den harten, militärischen Alltag gedacht, da Schmutz zu den Magazinen kommen könnte. Für das sportliche Schießen ist dies aber kaum ein Problem.
Falls man also mehrere Selbstlader mit verschiedenen Magazinen besitzt und nicht für jedes Gewehr ein eigenes Rig oder eigene Taschen kaufen will, sind die Tacos auf jeden Fall eine Überlegung wert. Nicht unbedingt geeignet sind sie, wenn man leere Magazine beim Nachladen wieder in der Tasche verstauen will. Hierfür sollte man zusätzlich einen Dump Pouch nutzen.
