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Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 08:56
von Alfred Eule
Dies ist wohl eine der am wenigsten vorgestellten und diskutierten Waffen, denn es gibt sie schlicht und einfach nicht zu erwerben. Das ich zu meiner kam verdanke ich zwei guten Freunden, und dem helfenden Zufall, denn es gibt wohl nur eine Handvoll Mg 51 (<10) in privatem Besitz. Das Mg ist ausschliesslich Fullauto mit einer Kadenz von 1000/min., Kaliber 7.5x55 (GP11).
Entgegen z.B. den Mg 11 oder LMg 25 wurde das Mg 51 durch die Schweizer Armee nicht bei der Liquidation an Private verkauft, entweder sind die Mg's noch im Einsatz (als Panzer- oder Fahrzeug-Mg's), oder sie werden für Ersatzteile verwendet resp. verschrottet.

Doch was macht dieses Mg, zumindest für mich, so einzigartig. Es ist für mich ein Stück Kulturgeschichte, denn es vereint alles, was für den Schweizer Waffenbau steht. Es ist unglaublich schön gebaut, extrem zuverlässig, super präzise, unglaublich schwer und viel zu teuer! Die Waffenfabrik Bern baute die Schweizer Version des Mg 42 in einer Art und Weise, die sie wohl nur in der Schweiz und auch in Österreich möglich ist. Dieses Mg kostete schon bei der Produktion rund 10x soviel wie das deutsche Mg 42, dafür wird es auch in 200 Jahren noch absolut zuverlässig funktionieren. Das Mg ist als System mit 19'000 Franken im Etat der Armee eingetragen, dazu gehört die Lafette (3'000,.) und ein zweiter Lauf (1'300.-). Dies sind die Kosten ano 1951, will man dies auf die heutige Zeit umrechnen (teuerungsbereinigt) ist der Faktor 4.5, will heissen das System würde heute rund 85'000 Franken kosten.

Um eine Frage vorweg zu nehmen, nein ich habe nicht viel für mein Mg bezahlt. Manchmal will es der Moment, dass auch ein normaler Arbeitnehmer wie ich zu bescheidenen Konditionen an so ein Teil kommt (once a lifetime). Unter Sammlern ist es recht schwierig den Wert abzuschätzen, aber ein schöner "Gebrauchter" wird es schon sein. Apropos, das Mg steht nicht zum verkauft, es hat viele Jahre und einige Anläufe gebraucht um es zu bekommen, und nun hat es seinen Platz gefunden.

Wer mehr über das Teil lesen will findet meinen Bericht auf Mittelkaliber, ansonsten einfach ein paar Bilder:

Gesamtsystem mit Feldlafette, ZF, Ersatzlauf, Werkzeugtasche mit Ersatzteilrolle, Abfüllapparat und drei Gurtenkisten à 202 Schuss
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Mg 51 auf Flab-Lafette mit Gurtenkistenchen-Halter (202 Schuss), geschossen wird hier mit Visier 6 (600m)
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Mg 51 mit Gurttrommel (52 Schuss)
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Mg 51 Feuerscheindämpfer - ein wunderschönes Detail das zeigt wie hochwertig das Mg gemacht wurde
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Waffenbrüder (oder welches Schweinderl hättens denn gern), K31, Stgw57, Stgw90, Mg51
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Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 11:34
von Mille
Moin,

vielen Dank für die Vorstellung deines Schätzchen. Ist das auf dem ersten Bild eine optische Zielhilfe? Könntest du diese näher Beschreiben?

LG Mille

Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 11:35
von MrRiesa
Danke Alfred für diese Bericht, ich beneide dich, sehr schönes und interessantes Teil!!

Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 11:44
von Huck_Finn
:clap: Wow .. wunderschönes Teil, wie ein Gemälde. Einfach davor hinsetzen und :D Leider in Österreich völlig undenkbar.

Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 12:08
von Alfred Eule
Mille hat geschrieben:
Sa 19. Mär 2022, 11:34
Moin,

vielen Dank für die Vorstellung deines Schätzchen. Ist das auf dem ersten Bild eine optische Zielhilfe? Könntest du diese näher Beschreiben?

LG Mille
Das ist das Zielfernrohr des Mg 51, es kann nur auf der Feldlafette montiert werden. Es wurde von Wild Heerbrugg hergestellt und hat einen Vergrösserungsfaktor von 2,3 sowie ein Gesichtsfeld von 200 Promille. Es verfügt über eine Distanzskala von 0m bis 2000m und es gibt zwei Ausführungen, eine frühe, die das Fenster der Absehenbeleuchtung oben hat, und eine jüngere mit der Beleuchtung vorne. Entgegen heutiger Zielfernrohre ist erfolgt die Höhenkorrektur nicht über einen Turm und innenliegendes Absehen, sondern das ganze ZF schwenk auf einer Kulisse, die durch das herausdrehen des Okulars gesteuert wird.
Ich habe beide Versionen (eine auch als Reserve). Dazu gibt es auch eine schöne Absehenbeleuchtungs-Einheit, die auch als Rotlichtlampe zum Ablesen der Skalen genutzt werden kann.

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Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 12:13
von Alfred Eule
Huck_Finn hat geschrieben:
Sa 19. Mär 2022, 11:44
:clap: Wow .. wunderschönes Teil, wie ein Gemälde. Einfach davor hinsetzen und :D Leider in Österreich völlig undenkbar.
Als ich endlich fertig war mit dem Restaurieren stand es 3 Monate so aufgestellt, wenn ich Zuhause war, und ich konnte mich gar nicht sattsehen. Jeden Abend alles eingeschlossen und am Morgen wieder aufgebaut.

Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 12:28
von rhodium
Aus der Wild in Heerbrugg ist übrigens die Leica geworden

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Leica_Geosystems

Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 12:41
von Joewood
Was soll ich sagen.. .wunderschönes Teil... mein Neid wird dir ewig hinterherschleichen... Legal bekommst sowas in Ö leider nicht...

Blöde Frage... kann man damit in der Schweiz was anderes machen außer bewundern? Ich mein... gibt es Schießplätze, wo man Full Auto machen kann? Wenn ja... machst du das überhaupt oder wäre dir das Teil zu schade dafür?

Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 13:17
von Alfred Eule
Joewood hat geschrieben:
Sa 19. Mär 2022, 12:41
Was soll ich sagen.. .wunderschönes Teil... mein Neid wird dir ewig hinterherschleichen... Legal bekommst sowas in Ö leider nicht...

Blöde Frage... kann man damit in der Schweiz was anderes machen außer bewundern? Ich mein... gibt es Schießplätze, wo man Full Auto machen kann? Wenn ja... machst du das überhaupt oder wäre dir das Teil zu schade dafür?
Ja, kann man. Du kannst damit Schiessen gehen, brauchst aber jedesmal als Schütze eine Ausnahmebewilligung, die CHF 100.- für jeden kostet, der mal am Abzug ziehen möchte (Bewilligung für das Schiessen einer Seriefeuerwaffe). Zudem muss der Schiessplatz resp. die Schiessanlage die entsprechende Bewilligung haben.
Bis vor ca. 8 Jahren gab es verschiedene Schiessanlässe, meist von Waffensammler-Gesellschaften/Vereinen, die das Schiessen auf einem Armeeplatz auf einige hundert Meter ermöglichten , heute sind solche Schiessgelegenheiten sehr sehr rar geworden, darüber gesprochen wird ungern, und ich freue mich schon darauf.

Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 14:33
von Mille
Absolut wunderschönes Teil. Ich finde die Schweizer Waffen in so vielen Details einfach wunderbar.

Einen riesen Dank dafür, dass du so ein Teil pflegst und aufbewahrst für die Welt.

LG Mille

Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 15:10
von Alfred Eule
Mille hat geschrieben:
Sa 19. Mär 2022, 14:33
Absolut wunderschönes Teil. Ich finde die Schweizer Waffen in so vielen Details einfach wunderbar.

Einen riesen Dank dafür, dass du so ein Teil pflegst und aufbewahrst für die Welt.

LG Mille
Herzlichen Dank
ich muss zugeben dass auch die Renovation viel Spass gemacht hat. Heute ist das Mg praktisch neuwertig, das habe ich auch einigen Unterstützern zu verdanken, denn als ich endlich das Mg hatte war es ohne jegliche Teile (ausser dem zweiten Lauf), selbst das Zweibein fehlte, geschweige denn die beiden Lafetten und dem ganzen Rest. Das Mg selbst ist inzwischen ebenfalls "Grundüberholt", d.h. alles Verschleissteile (Federn/Führungen/Stifte etc.) sind ausgetauscht. Alleine die Teilesuche war schon ein Hobby für sich und ich war in der ganzen Schweiz unterwegs und habe Leute besucht. Die Unterstützung war dabei riesig, ich bin immer noch hin und weg wie viel Informationen und Teile ich innert weniger Monate bekommen habe. Mein Glück ist es auch, dass das eigentliche Mg inkl. beiden Läufen nummerngleich ist und sehr wenig im Einsatz war.
Die Lafette war eine grössere Übung, diese war ein Fall für eine Komplettsanierung. Sie besteht aus rund 250 Einzelteilen, die nach 70 Jahren anstandslos auseinander gingen und auch wieder zusammenfanden. Ich war auch extrem froh, dass ich bis zum Schluss kein Teil verloren habe. Wenn ich wieder eine Lafette in die Hände kriege, die bezahlbar ist, werde ich diese auch aufbereiten, denn das hat enorm Spass gemacht und ich habe auch das nachgebaute Spezialwerkzeug. Mal schauen was kommt. Anbei noch einige Bilder vom Innenleben und der Arbeit. Auf dem ersten Bild zum Beispiel die Pufferfeder inkl. Führung, die ebenfalls komplett erneuert ist. Und ja, es wird geschossen, denn dafür wurde das Teil gemacht, und nicht um irgendwo in einer Ausstellung vor sich hinzurosten.

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Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 16:04
von Ares
Alfred Eule hat geschrieben:
Sa 19. Mär 2022, 08:56
...
Mg 51 Feuerscheindämpfer - ein wunderschönes Detail das zeigt wie hochwertig das Mg gemacht wurde
Bild
...
Hi
Beim MG-74 und ich denke beim MG-42 auch, dient das Teil als Rückstoßverstärker und ist auch so benannt. Hat das MG-51 diese Funktion nicht?

lg
Ares

Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 17:51
von Alfred Eule
Ares hat geschrieben:
Sa 19. Mär 2022, 16:04
Alfred Eule hat geschrieben:
Sa 19. Mär 2022, 08:56
...
Mg 51 Feuerscheindämpfer - ein wunderschönes Detail das zeigt wie hochwertig das Mg gemacht wurde
Bild
...
Hi
Beim MG-74 und ich denke beim MG-42 auch, dient das Teil als Rückstoßverstärker und ist auch so benannt. Hat das MG-51 diese Funktion nicht?

lg
Ares
Hallo Ares
im Prinzip funktioniert das Mg 51 wie das Mg 42, doch die Bezeichnungen sind verschieden und im Inneren des Feuerscheindämpfers befindet sich die Düse, eine kleine "Glocke" mit einer 12.5mm Öffnung die den Druck erzeugt. Zusätzlich hat der Feuerscheindämpfer des Mg 51 sechs Druckentlastungsbohrungen. Es gibt noch eine zweite Version, diejenige für die Bunker Mg's, diese Version hat keine Entlastungsbohrungen damit das Gas nicht in den Bunker strömt, sondern einen "Pariser" auf der Mündung, der die Gase nach aussen leitet, dafür hat dann die Düse eine Öffnung von 13mm. Dieser Durchmesser ist auch entscheidend für die Kadenz.

linker Dämpfer für die Festung, rechter fürs normale Mg
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Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 18:18
von Ares
Danke für die Erläuterungen, wieder was dazugelernt. :)
Coole Sammlung die du da hast.

Re: Schweizer Maschinengewehr 1951 - Mg 51

Verfasst: Sa 19. Mär 2022, 20:59
von deni
Wunderschön 🥰

Da könnt man fast neidig werden, aber Neid ist das Falsche. Ich freu mich für dich 👍🏻

Danke für‘s Teilen!

Lg aus Vlbg