Leonardo hat geschrieben:Wobei auch ich bin der Meinung das Verband Geschichten hier nichts mehr zu suchen haben.Es wurde alles bereits mehrfach geschrieben und hat leider nicht gefruchtet. Im Grunde ist es verlorene Lebenszeit und unnötig.
Wohl wahr. Ich kritisiere die Verband buchstäblich seit meinem allerersten Posting hier, und es tut mir mittlerweile leid, dass ich diesen Verein nicht schon seit Monaten hinter mir gelassen habe. Ich würde gerne einmal meine momentanen Gedanken zusammenfassen, sozusagen for the record und damit in zehn Jahren nicht gesagt werden kann, es hätte keiner gewarnt gehabt. Nach dieser Textwurst hier schließe ich für mich mit dem Thema Verband ab.
Die Verband macht drei böse strategische Fehler:
(1) Es ist nicht möglich, alle Waffenbesitzer geschlossen hinter einer Partei zu versammeln.
(2) Schon gar nicht hinter der FPÖ.
(3) Selbst wenn es möglich wäre, was es nicht ist, wäre mit der FPÖ Nichts zu gewinnen.
Zu (1): Nicht für alle Waffenbesitzer steht ihr Waffenbesitz derart im Mittelpunkt ihrer Identität wie für den rührigen Herrn Zakrajsek. Für viele, vielleicht für die meisten, ist ihre Schusswaffe nur eines von mehreren Hobbies oder nur einer von mehreren Aspekten einer Vorsorgestrategie, oder überhaupt nur ein mehr oder weniger kurioses Familienerbstück. Viele dieser Menschen werden ihre Wahlentscheidungen entsprechend von mehr als nur von Waffenpolitik allein abhängig machen. Ich kenne einen niederösterreichischen Weinhauer, der zwar einerseits Jäger ist, andererseits aber auch Bauernbündler, und dessen Familie seit einem halben Dutzend Generationen zum Rückgrat der christlichsozialen Gemeinschaft in seiner Ecke gehört. Ich kenne einen Biobauern, der einerseits eine Schrotflinte hat, mit der er beschädigte Ferkel erlöst, der andererseits aber auch seit Jahrzehnten überzeugter Grüner ist, so ein bisschen wie seinerzeit Kaspanaze Simma.
Dass Leute wie diese beiden die Farbe wechseln, egal in welche Richtung, weil sie in Zukunft eventuell eine billige Prüfung mehr ablegen oder ein langweiliges Formular zusätzlich ausfüllen müssen, ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Österreichs Parteien waren und sind in erster Linie Milieuparteien. Keine Sau läuft in Österreich wegen einer Meinungsverschiedenheit in einer einzelnen Sachfrage in ein sozial fremdes Lager über. Die roten und die schwarzen Jäger, von denen die Verband nicht versteht, wie sie nach fünfzehn Jahren fortschreitender Verschärfung immer noch rot und schwarz bleiben können, sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Zu (2): Wie wir alle wissen, stammt ein Großteil der Einwanderer nach Österreich aus Anatolien und aus diversen Balkanstaaten, und zwar eher aus ärmlichen ländlichen Ecken als aus erfolgreichen Großstädten, eher aus aggressiv traditionsverhafteten Gemeinschaften mit dezidiert konservativen Rollenbildern als aus dem liberalen Bildungsbürgertum. Wie die Verband selbst immer wieder hervorhebt, gibt es einen wesentlichen Punkt, in dem viele dieser Menschen genauso denken wie unser aller liebster Generalsekretär: wehrlos ist ehrlos, ein Mann ohne Waffe ist kein Mann und wer kein Mann ist, ist ein Weh. Ein türkischer oder südslawischer Einwanderer ist mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit bewaffnet als ein autochthoner Tullnerbacher, und seine Waffe hat größere Bedeutung für sein Selbstwertgefühl. Ein wachsender Anteil österreichischer Legalwaffenbesitzer rekrutiert sich entsprechend aus Neoösterreichern türkischer oder südslawischer Abstammung. Viel Spaß beim Versuch, türkische und bosnische Moslems in der Moschee-Baba-Partei zu versammeln.
Auch wenn man Türken noch so widerlich findet: Irgendwann muss man sich entscheiden, ob man in erster Linie für ein liberales Waffenrecht oder in erster Linie gegen die so genannten
Mohammedaner, die
Parasiten, den
Abschaum, den
Schrott, das
Gesindel, die
Zigeuner, die
demografische Genmanipulation kämpfen möchte. Ich finde es schade, dass die Verband sich nicht für die Waffen entschieden hat. Aber gut,
als jemand, der selber zum Zakrajsekschen Schrott gehört, zum Abschaum und zum Gesindel im Übrigen auch, bin ich hier vielleicht voreingenommen.
Zu (3): Auch dem überzeugtesten Freiheitlichen muss klar sein, dass die FPÖ der SPÖ nicht deshalb die Gemeindebauten leerräumt, weil die Gemeindebauten plötzlich Locke und Dahrendorf für sich entdeckt haben. Die FPÖ gewinnt, weil sie den Modernisierungsverlierern verspricht, was die SPÖ nicht mehr versprechen will: mehr Arbeitsplätze, mehr Geld für Arbeiter, mehr Geld für Arbeitslose, mehr Geld für Familien, mehr Geld für Alte, mehr Geld für die Polizei, mehr geförderter Wohnbau, mehr geförderter Straßenbau, aber natürlich weniger Steuern, und das alles in einem einfacheren, familiäreren Land ohne komplizierte Umbrüche und vor allem ohne gewöhnungsbedürftige Fremde. Sobald die FPÖ das nächste Mal Regierungsverantwortung übernehmen muss, sobald sich
wie das letzte Mal schon herausstellt, dass die FPÖ auch nur mit Wasser kocht und letztlich auch nur die selbe Stagnationsverwaltung wie die SPÖ betreiben kann, wird der Gemeindebau
wie das letzte Mal schon zur SPÖ zurückschnalzen. Selbst ein zweiter Gusenbauer wird das nicht verhindern.
Die kurze Zeit, die sie in der Regierung sein wird, wird die FPÖ vom Koalitionspartner und der Ministerialbürokratie ausmanövriert werden
wie das letzte Mal schon von Schüssel, Khol und dem Innenministerium. Die FPÖ wird nicht lange genug in der Regierung bleiben, um echten Einfluss zu gewinnen und erst Recht nicht, um eine nennenswerte Zahl eigener Beamter in den Ministerien unterzubringen und an einflussreiche Positionen vorrücken zu lassen. Das österreichische Waffenrecht wird weiterhin von roten Bürokraten, schwarzen Fraktionsvorsitzenden und grünen Sachverständigen gestaltet werden, auch wenn der Bundeskanzler vielleicht drei Jahre lang Strache heißt.
Und das ist noch nicht einmal das wirkliche Problem.
Wir alle wissen, dass Waffenpolitik heute im Wesentlichen von der EU vorgegeben wird. Die Mitgliedsstaaten dürfen Buntstifte nehmen und die Felder ausmalen, die Konturen kommen aus Brüssel. Um Waffenrecht zu liberalisieren, braucht man Verbündete auf Europaebene. Die FPÖ ist in Europa, ob einem das gefällt oder nicht, genauso ein Pariah wie Jobbik, die Front National und der Vlaams Belang. Ihre einzigen echten Freunde sind die bulgarische Ataka, eine Partei von mehr oder weniger offenen Neonazis, die von Konzentrationslagern für Zigeuner träumen. Nur weiter so, liebe Verband, mit solchen Fürsprechern wird das bestimmt was.