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von Parallaxe » Sa 4. Apr 2020, 22:25
Ich denke, dass es keinen Sinn macht, Prognosen oder Szenarien zu entwerfen, die künftige Entwicklungen zum Inhalt haben. Die Dinge entwickeln sich wie das Wasser: Wo es hinfließen kann, fließt es hin - man muss es eindämmen, wenn man es in Bahnen lenken und zurückhalten will. Digitalisierung ist nun einmal eine unaufhaltbare Entwicklung, und klarerweise wird man die Möglichkeiten voll ausschöpfen, ob das nun gut oder schlecht ist. Ich verweise immer auf die Röntgenstrahlung als Beispiel: Damit konnte man Erkrankungen oder innere Verletzungen besser diagnostizieren, was ja unwidersprochen positiv ist. Bis dann dieser kleine Mann aus Braunau auftauchte und sich von willfährigen Experten berichten ließ, dass man mit Röntgenstrahlen unauffällig zwangssteriliseren könne...
Was sich bisher immer wieder gezeigt hat, und diese allgemeine Prognose mache ich nun doch, weil sie übergeschichtlich ist, weil sie sich durch die gesamte uns bekannte Menschheitsgeschichte zieht und als conditio humana imponiert: Wir lernen Grenzen schmerzhaft durch Erfahrung, und wenn die Lektion gelernt wurde, heißt das nicht, dass wir nur mit dem Guten leben, sondern dass wir etwas besser mit dem Schlechten leben können - wenn wir uns bemühen.
Es werden wieder Dinge geschehen, die nicht geschehen sollten, und wenn wir ehrlich sind, sind geschehen sie andauernd, nur kriegen wir es meistens nicht mit, weils uns nicht direkt betrifft - wer möchte in Afghanistan, speziell in gewissen Gegenden leben, die seit Jahrzehnten ein Kriegsgebiet sind? Ist eine Handy-App der Anfang Ende der Demokratie und der erste Schritt in die Digitale Diktatur? Ich sage jetzt - und es ist wichtig, dass ganz klar ist, dass ich das völlig unabhängig von irgendwelchen handelnden Personen und Parteien sage: Wir wissen es nicht. Alles ist möglich. Nicht einmal die Akteure selber wissen, wohin das führt. Verantwortung wird erst nachträglich festzustellen sein, deshalb haben wir ja auch so oft die Sätze "Es ist mir nicht erinnerlich" oder "Dazu habe ich keine Wahrnehmung" von Politikern ALLER Parteien im Ohr.
Um es möglichst klar und konkret zu sagen. Es liegt in der Verantwortung der Regierung, mit den von ihr gesetzten Massnahmen vernünftig umzugehen, und wir müssen uns darauf verlassen können, das die ihren Auftrag auch entsprechend wahrnehmen. Und wenn sie es nicht tun, haben wir ein juristisches Instrumentarium, das zur Anwendung gebracht werden kann. Und alle Szenarien jenseits dieser Linie sind dann individuelle, wo jeder Einzelne von uns seine ganz persönliche Entscheidung zu treffen hat, wie er auf die jeweilige Entwicklung reagiert.
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Parallaxe am Sa 4. Apr 2020, 22:30, insgesamt 1-mal geändert.